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Krisenmanagement für kleine Unternehmen und Selbstständige Teil 1

Erläuterung / Einleitung

Bei diesem Artikel zum Krisenmanagement handelt es sich um Teil 1 einer Artikel Serie, die Dir helfen soll, Dein Unternehmen sicherer durch eine Krise zu manövrieren. Selbstverständlich haben die einzelnen Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sie reichen selbstverständlich allein nicht, um darauf basierend weitreichende Entscheidungen treffen. Die Artikel sollen Dich unterstützen, damit Du eine passende Strategie für Dein eigenes Unternehmen finden kannst.

Die Artikelserie ist für Dich gedacht, wenn Du entweder Geschäftsführer einer eigenen Kapitalgesellschaft (GmbH, UG, etc.) bist oder eine Einzelfirma hast. Nicht geeignet ist sie, wenn Du Inhaber einer Firma bist, in der Du einen externen Geschäftsführer eingestellt hast.

Es handelt sich um eine “lebendige Serie”, wenn wir merken, dass Änderungen den Artikel verständlicher machen, überarbeiten wir ihn, es lohnt sich daher häufiger einen Blick darauf zu werfen.

Teil 1: Die Krise richtig einschätzen

Damit Du die Krisenbewältigung richtig steuern kannst, benötigst Du eine solide Einschätzung, womit Du es zu tun hast.

Da viele kleine Unternehmen und Selbstständige aktuell durch die Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind, stellen wir Dir hier dafür passende Einschätzungen vor, damit Du es leichter hast möglichst schnell zu einem Ergebnis zu kommen.

Ist die Krise intern oder extern verursacht?

Intern = Die Krise wurde durch das eigene Unternehmen verursacht.

Extern = Ein externer Faktor hat die Krise ausgelöst.

Auf die aktuelle Krise bezogen: Es handelt sich um einen externen Faktor.

Ist die lokal oder global?

Lokal = Die Krise betrifft das eigenen Unternehmen, den engeren geografischen Bereich oder einen Teil der Branche.

Global = Die Krise hat nationale oder internationale Ausmaße.

Auf die aktuelle Krise bezogen: Die Krise ist global.

Wie schwer ist Krise bezogen auf Dein Unternehmen?

Um besser einzuschätzen, wie schwer die Krise Dich trifft, hilft es als objektiven Maßstab Zahlen heranzuziehen.

Um die Schwere bezogen auf Dein Unternehmen richtig einschätzen zu können, hilft es die beiden Krisenjahre (2020 und 2021) mit einem normalen Jahr bei Dir zu vergleichen.

Was schätzt Du wie hoch Dein Verlust (also echtes Minus) in diesen beiden Jahren insgesamt bei Dir oder Deinem Unternehmen ausfällt.

Machen wir hierzu ein Beispiel: 

Der Verlust in 2020 und 2021 beträgt insgesamt 120.000.- Euro

Jetzt schaue, wie hoch Dein normaler Gewinn oder Verdienst pro Jahr ist. Bei einer Einzelfirma kannst Du einfach Deine Entnahme heranziehen, bei einer Kapitalgesellschaft, die Du selbst führst, Dein Geschäftsführergehalt plus Gewinn laut Jahresabschluss.

Nehmen wir mal einen Gewinn von 40.000.- Euro an.

Im Ergebnis entspricht die Krise also Deinem Verdienst von 3 Jahren. Welche Zahl hier raus kommt, ist erst mal noch nicht wichtig. Sie hilft Dir aber in den meisten Fällen zunächst zu sehen, wie dramatisch es wirklich ist. Hier geht es um den von Dir erwirtschafteten Wert mehrere Jahre, dennoch ist dieser Wert auf Dein gesamtes Leben hingesehen, recht überschaubar.

Vermutlich zwischen 5% und 15% Deiner Lebensarbeitszeit. Es wird sicher anstrengend, ist aber aufholbar. Zusätzlichen benötigen wir die Zahl später, wenn es darum geht geeignete Maßnahmen zu finden.

Motto: „when in doubt, zoom out“

Wenn Du eine Vogelperspektive einnimmst, hilft es Dir oftmals, klarere und bessere Entscheidungen zu treffen

Krisenmanagement - Bist Du selbstständig oder Unternehmer?

Selbstständig meint das Wesentliche, was Du verkaufst, ist Deine Zeit, als Unternehmer arrangierst Du viele fremde Ressourcen (Kapital, Mitarbeiter, Maschinen, Rohstoffe, etc.) und verkaufst das Ergebnis von alldem.

Beispiele für selbstständig:

  • Webdesigner
  • Kosmetiker
  • Rechtsanwalt
  • Steuerberater
  • Architekt
  • Allgemein Berater
  • 1-Personen-Dienstleister

Beispiele für Unternehmer:

  • Bauunternehmen
  • Logistik
  • SaaS-Business
  • Hotelier
  • Gastronom
  • Friseure

Auch hier ist weder das eine noch das andere pauschal gut oder schlecht. Nur das Rezept zur Krisenbewältigung unterscheidet sich deutlich.

Vereinfacht kannst Du sagen, als Selbstständiger bist Du wesentlich flexibler und hast niedrige Fixkosten. Als Unternehmer hast Du dafür mehr Steuerungsmöglichkeiten und mehr Durchschlagskraft.

Ist Dir Deine Tätigkeit zu 100 % verboten oder stark eingeschränkt worden?

Möglichkeiten:

  1. Tätigkeit voll erlaubt, Kunden kaufen aber aktuell nicht
  2. Tätigkeit eingeschränkt
  3. Tätigkeit verboten

Ermittle Deine monatlichen Verluste

Für die meisten kleinen Unternehmen bedeutet Krise sie verlieren bereits Geld. Daher ermittle wie viel Geld Du aktuell pro Monat verlierst. Hier zählt nicht der entgangene Gewinn, sondern wie viel Geld tatsächlich jeden Monat weniger da ist, als vorher.

Für unser Beispiel sind das vereinfacht gesagt 5000.- Euro Verlust pro Monat (120.000 Euro : 24 Monate = 5000.- Euro)

Ermittle Deine liquiden Mittel

Jetzt prüfe wie viel liquides Geld Du noch zur Verfügung hast? Dazu zählen beispielsweise Kontoguthaben, Aktien, etc. alles, was schon in Geldform vorhanden ist oder Du unmittelbar zu Geld machen kannst.

Nehmen wir hier einen Betrag von 25.000.- Euro an.

Ermittle Deine Überlebensdauer

Wie viele Monate hältst Du den aktuellen Zustand durch? Teile dafür Deine liquiden Mittel durch Deine monatlichen Verluste.

Ergebnis hier: 5 Monate (25.000.- Euro : 5.000.- Euro)

Status und regelmäßige Aktualisierung

Wenn Du bis hier die Fragen für dein Unternehmen bearbeitet hast, hast Du zunächst einen aktuellen Status, diesen solltest Du am besten nach dem folgenden Muster regelmäßig aktualisieren. Denn meist verändert sich die Liquidität im Laufe des Monats, es werden vielleicht in einem Monat alle Jahresbuchungen abgebucht, Du hast einen Sonderposten oder eine Einmalleistung verkauft oder es sind tatsächlich Hilfen geflossen.

Überlebensdauer
< 2 Monate
2-4 Monate
Ab 4 Monaten

Aktualisierung
alle 7 Tage
alle 14 Tage
1x pro Monat

Nachdem Du nun einen aktuellen Überblick gewonnen hast, wo Du stehst, folgt im nächsten Schritt die Maßnahmenplanung. Welche Maßnahmen Du wählen solltest, ist grundsätzlich von Deinem Betrieb, der Überlebensdauer und der Schwere der Krise abhängig.

Zunächst eine Faustformel als Orientierung:

Beträgt Deine Überlebensdauer weniger als 2 Monate, sollte die volle Konzentration auf Deiner Liquidität liegen.

Beträgt die Überlebensdauer 2-4 Monate, ist es empfehlenswert den Hauptfokus auf die Liquidität zu legen und mit der Zukunftsplanung beginnen.

Ab einer Überlebensdauer von 4 Monaten kannst Du den Fokus auf die Strategie und Maßnahmenplanung legen, solltest Deine Liquidität aber stets im Blick haben.

In Teil 2 zeigen wir die die nächsten Schritte und Maßnahmen zur Liquiditätssteigerung. 

Hier geht es zum 2. Teil der Artikel-Serie.

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